
Doppelausstellung Justyna Feicht und Sofie Nix
im Seminarhaus Leuther Mühle
Justyna Feicht und Sofie Nix haben sich an der Kunsthochschule kennen gelernt und bei diversen Projekten zusammen gearbeitet. Sie verbindet die Liebe zu sowohl narrativen und als auch textilen Stoffen, zum Finden von Momenten und Materialien, in denen Geschichte und Geschichten von Menschen eingewoben sind. Ein weiteres verbindendes Element sind die Einflüsse japanischer Ästhetik und die Verarbeitung antiker japanischer Kimonos. In den historischen Gebäuden der Leuther Mühle sind zur Zeit ausgewählte Arbeiten der beiden Künstlerinnen zu sehen. Neben den Einzelstücken ist mit „Moon Window I“ und „Moon Window II“ auch eine gemeinsame Arbeit zu sehen.
Von Stoff und Stoffen, Geschichten und Geschichte


JF: Meine textilen Bilder entstehen aus einem intuitiven Schaffensprozess. Für die in der Leuther Mühle gezeigten Arbeiten verwende ich überwiegend Stoffe aus recycelten Kimonos. Besonders der Futterstoff, oft verborgen und dennoch vom Körper getragen, birgt für mich eine stille, persönliche Geschichte.
SN: Obwohl ich in meinen textilen Arbeiten auf der variantenreichen Geschichte der Quilts, ihren überlieferten Mustern und Techniken aufbaue, reichen meine Einflüsse von historischer Ornamentik, über die abstrakte Kunst des 20. Jahrhunderts bis zu modernem Design und Architektur.


JF: Das Handnähen und Quilten haben für mich eine große Bedeutung. Diese traditionelle, häufig als weiblich konnotierte Praxis ist für mich mehr als Technik – sie ist ein langsamer, kontemplativer Vorgang, in dem Gedanken, Erinnerungen und Emotionen in die Stoffe eingeschrieben werden.
SN: Eine Wesenheit von Quilts besteht darin, dass sie einem inhärenten geometrischen Vokabular folgen. Einem Repertoire aus rasterbasierten, repetetiven Mustern, in welchen die Stoffe angeordnet sind. Auf dieser Grundlage entwickeln sich meine Designs durch Neuanordnungen und Manipulationen.


JF: Eine wesentliche Inspirationsquelle ist die Kesa – die von buddhistischen Mönchen getragene Robe: Der Gedanke, durch das textile Zusammensetzen gebrauchter Stoffe etwas Neues, Bedeutungsvolles entstehen zu lassen.
SN: Charakteristisch für meine Arbeiten ist das serielle. Ich liebe es, immer neue Variationen existierender Arbeiten herzustellen, um durch Änderungen z.B. des Farbkonzepts, einen komplett neuen visuellen Eindruck zu erzeugen. Als Beispiel sind in der Leuther Mühle die beiden Arbeiten „Dal Segno I“ und „Dal Segno II“ im Foyer und der Galerie, sowie meine „Color Studies“ im Speisesaal zu sehen.

JF: In der japanischen Ästhetik fand ich den Begriff: “Bi”, welcher subtil, zart oder schwach bedeutet. „Bi“ steht für eine tiefe Sensibilität für die fast unsichtbaren Details, die oft unerkannt bleiben, wenn wir nicht wirklich innehalten und aufmerksam sind. Ich wünsche mir, dass meine Bilder Leichtigkeit und den flüchtigen Charakter eines Moments vermitteln.

SN: So bleibe ich in meiner künstlerischen Praxis in einer auf einander aufbauenden, kontinuierlichen Entwicklung, die dem langsamen, fließenden Prozess des Nähens und Quiltens entspricht.“

Moon Window I and Moon Window II, 2024


Justyna Feicht lebt und arbeitet in Deutschland, Japan und Polen. Sie ist ausgebildete Kamerafrau mit einer Liebe zu narrativen und zu textilen Stoffen.
Kontakt: justynafeicht@gmail.com
Sofie Nix lebt und arbeitet in Neuss und Düsseldorf. Die ausgebildete Künstlerin und Filmemacherin erschafft seit 2018 handgefertigte textile Kunstwerke.
Kontakt: sofienix@sofienixdesign.de
